DOG_man 52/01_19.02. 2018
Scores für DOG_man 01 nahe Bada Chu
Mo. 19.02.2018
Concentrate on listening
realized
Transformation – Meditation
realized
Let´s create the image of a two headed dog out of found (organic) material realized
Tell eachother DOG stories, each person one
realized
19.02. 2018
10 h Treffpunkt Ji Shui Tan, Linie 2
11.20 Bada Chu
11.40 – 13 h Tempelanlage
13. -14 h Performance
Spaziergang, Entdeckung des verfallenen Pavillons,
Ende des Weges bei der Mauer der Militärstation
Start der Performance mit Einführung in die Mythen von Pan Hu
Abstieg in Stille zum Pavillon
Reinigen des Platzes vor dem Eingang des Pavillons
Erstellen des Bildes des zweiköpfigen Hundes aus Ästen
Geführte imaginative Reise mit geschlossenen Augen zum eigenen Hundegesicht
Hundehaut platzieren im mit Müll gefüllten Inneren des Pavillons
Ausziehen und Vorbereiten für Tanz
Tanzperformance
Anziehen, Zusammenpacken, Geschichten erzählen
Abstieg zum asphaltierten Weg
Details
10 h Treffpunkt Ji Shui Tan, Linie 2, dann mit dem Bus 347 nach Bada Chu – die letzten paar hundert Meter ziehen sich endlos. Es zeigt sich, dass aufgrund eines Tempelfestes der Ansturm so gross ist, dass der Verkehr zusammenbricht. Irgendwann öffnen sich alle Türen, der Bus lehrt sich, wir sind draussen und zu Fuss schneller als der blokkierte Bus und bewegen uns gemeinsam mit Hunderten von Besuchern unter bunten Lampions zu den Tempel Anlagen und der Pagode von Xi Shan.
Nachdem ich aufgrund der chinesischen Neujahrsfestivitäten keine materiellen Vorbereitungen treffen konnte, also keine Maske bauen oder Schminke besorgen, sehe ich nun angesichts der Menschenmassen ein weiteres Mal meine Pläne wanken. Mir fällt nichts ein, wie ich mit der Situation umgehen könnte, ich kann mich nur darauf einstellen, im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen und vor allem – den richtigen Moment zu erkennen.
Dieser stellt sich nach ca. einer Stunde im Tempelbereich ein, abseits vom asphaltierten Weg führen ein paar Betontreppenstufen zu einem Pfad, der sich zwischen Bäumen bergwärts verliert. Ich schlage unserer Gruppe, nebst mir aus 4 weiteren Personen bestehend vor, diesen zu benutzen. Am Boden Steinbrocken, Staub, und zwischen diversem Abfall Spiegelsplitter und Reste eines rotlackierten Holzgitters. In den Ästen vergilbte einzelne Kunstoffblumen, ab und an verbleichte, bunte Stofffetzen.
Dann ein runder Pavillon mit eingestürztem Dach. Eine erste Möglichkeit einer Bühne.
Wir beschliessen, noch weiter hochzusteigen, den Ort aber als Option zu behalten. Der Weg stösst nach einiger Zeit an eine mit Tarnmuster bemalte Mauer und führt diese entlang. Stacheldraht und ein nach Aussen gebogenerMetallzaun mit einem Überkletter – Verbotsschild machen klar, dass hier kein problemloses Weiterkommen möglich wäre.
Hundegeschichten
W.
Die Familie lebte in Georgien, in Tibilisi zu der Zeit. Sie war mit dem Vater unterwegs zu einem Markt, an dem auch junge Hunde gehandelt wurden. Noch bevor sie den Markt betraten, sah sie einen Mann, der einen 3 monatigen, jungen Hund in den Armen trug, der obleich noch ein Welpe, bereits eine beachtliche Größe aufwies, es war offenbar ein Doggenjunges. Die Größe war auch deshalb überraschend, weil in China die Hundegrösse in der Regel limitiert ist, sagte sie. Jedenfalls war sie so begeistert dass sie unbedingt und nur diesen Hund bekommen wollte. Ich Vater versuchte sie erst zu überzeugen, doch noch den Markt zu besuchen, für sie war jedoch die Entscheidung klar, es musste das Doggenjunge sein. Kurze Zeit später tippte der Vater auf die Landkarte und gab bekannt, dass Nairobi in Kenia die neue Wohndestination werden würde. Die Reise führte erst in die Türkei, eine lange Busfahrt. Die Mitfahrenden waren sehr großzügig mit der Familie und gewährten ihr samt Hund die rückwärtigen Sitzplätze.
In Istanbul sollte es per Flugzeug weitergehen. Der Platz für den Hund kostete doppelt soviel, wie für eine Person. Aber der Hund gehörte dazu. Vier Stunden vor Abflug erklärten die Angestellten, dass der mitgelieferte Käfig zu klein sei und ein besonderer Käfig verwendet werden müsste, andernfalls würde der Hund nicht transportiert werden. Vater und Tochter fuhren hektisch mit einem Taxi los, das sie in entlegen Teile der Stadt brachte, ohne jedoch erfolgreich zu werden. Erst im vierten Geschäft, die Zeit neigte sich bedrohlich dem Ende zu, konnten sie den passenden Käfig finden und im letzten Augenblick noch den Flug erreichen.
In Nairobi, so erinnerte sie sich an einen der Nachbarn, der regelmässig, wenn sie sich mit dem Hund näherte floh und auf den nächsten Baum kletterte.
Als die Familie ein Jahr später nach Argentinien reisen sollte, war allerdings die Trennung vom Hund unvermeidlich. Die bürokratischen Auflagen verhinderten schlichtweg den Transport. Der Hund fand Unterkunft auf dem Villengelände eines begüterten nachbarn,d er ihm eine extra große Hütte bauen liess.
G.
Als er ein Kind war gab es in ihrem Dorf bei Bekannten zwei sehr berüchtigte Hunde. Sie fielen Leute an, wenn sie konnten, bissen sie, erschreckten sie zumindest mit ihrem wilden Knurren und Bellen. Alle gingen ihnen nach Möglichkeit aus dem Weg.
Sein Vater, erzählte Gabriel, warnte ihn vor den Hunden und riet ihm, sich unter keinen Umständen in Ihre Nähe zu begeben. Als aber ein Besuch dort stattfand kamen die Hunde ganz von sich aus zu Ihm, meinte Gabriel. Sie mochten ihn, waren völlig zahm in seiner Nähe, keine Spur von Bedrohung war ersichtlich. Sie spielten mit ihm und als sie zum Schwimmen gingen, zogen ihn die beiden durch das Wasser. „Ich brauchte nicht einmal selbst zu schwimmen, sagte Gabriel, ich hielt mich mit beiden Händen am dicken Fell der Hunde, die mich vorwärts bewegten.
Marianna
Bei meinen Eltern und in unserer Wohnung gab es keine Haustiere, das kam überhaupt nicht infrage. Alle diesbezüglichen Wünsche wurden strikte abgelehnt. Es gab nur eine einzige Ausnahme. Zu meinem Geburtstag kam ein Onkel, der Bruder meines Vaters zu Besuch. Und dieser hatte mir einen kleinen Hund als Geschenk mitgebracht. Zu meinem großen Erstaunen griffen die Eltern nicht ein, als er den Hund überreichte. Ich war sehr glücklich mit dem Tier, erkannte allerdings in den folgenden Tagen, dass das auch eine Menge Verpflichtungen mit sich brachte. Als allerdings der Onkel sich anschickte, den Besuch zu beenden, forderten ihn meine Eltern auf, den kleinen Hund wieder mitzunehmen, ein Ansinnen, dem er auch stattgab. Ich hatte also für ein paar wenige Tage ein Geburtstagshündchen.
A.
So findet die Performance statt, an einem Ort, der sich unvorhergesehen offenbarte,aus disparater Spontaneität sich ergebend, lose strukturiert ist durch ein paar Handlungsanweisungen, aber doch konsequent im Verfolgen des Ziels und in der Umsetzung.
Unterhalb einer Militärstation, die sich oberflächlich als Tempel verkleidet, oberhalb eines Tempels, der fast nur mehr Oberfläche bietet und sich selbst beinahe nur mehr als Abbild eines Tempels, als Ikone für Massentourismus mit folkloristischer Performance fast zur Unkenntlichkeit geriert. Was Mythen tun. Was Mythen tun? Sie erfüllen Bedürfnisse der Menschen, sich in Sinnkonstruktionen zu hause zu fühlen.
In Bezug auf diesen Start des Zyklus, der sich so komplett anders gestaltet, als ich mir das erwartet hatte, erkenne ich, dass er mich an einen Ort geführt hat, der nicht vorhersehbar war, der sich aus einer Anzahl spontaner Faktoren ergeben hat, die ich intuitiv interpretierte und zusammenführte. Die Performance fand an an einem Ort des Nichtwissens statt, der sich schliesslich als Prozess aus einem Prozess, einer Serie tastender Versuche manifestierte.
So entstand etwa auch die Gruppe aus dem ebenso spontan sich ergebenden Abendessen zur Feier des Jahres des Hundes, eine Gruppe aus einem Franzosen, einer Ukrainerin, einer Russin, einer Chinesin und mir als Schweizer. Die teilweise befreundeten hatten sich in dieser konstellation auch noch nicht getroffen, hatten aber ihr Interesse an meiner Arbeit ausgedrückt. Der Ort ergab sich aus meiner Nachfrage zu dem Buddhistischen Klosterzentrum von dem ich gelesen hatte, an dessen Namen ich mich aber nicht mehr erinnerte, und der bei Gabriel die Erinnerung an Bada Chu auslöste.