27. August 2019
Stadtlabor als Plattform für künstlerisches Handeln im öffentlichen Raum des 14. Bezirks. Ein Projekt von Daniel Aschwanden und Michael Wallraff
„Place-making“ mit FRIEDERIKE: In einer Choreografie eignen sich Künstler*innen und partizipierende Bewohner*innen den öffentlichen Raum des 14. Bezirks an.
Von der Stummfilmprojektion in Zusammenarbeit mit den Breitenseer Lichtspielen über Pop up Solar Kochen bis zur funkigen Big Band reicht das Spektrum. Dafür wude eine ultraleichte, tragbare Event-Struktur entwickelt, ein erweiterter Anzug und zugleich eine veränderbare Raumhülle. Die experimentelle Konstruktion ist Prototyp für eine dynamisch veränderbare Fassade, schützend und durchlässig wie das Federkleid eines Vogels. Anders als beim Aufbau klassischer Architekturen fungieren hier potentiell die NutzerInnen als Akteure des Aufbaus für den Hybrid zwischen Bühnebild, Überdachung, Screen, Sonnen- und Regenschutz. Dabei wird ein Chor unter der Leitung von Pavel Naydenov vom Akkordeonisten Wolfgang Staribacher begleitet.
FRIEDERIKE aktiviert Bewohner*innen, sich mit ihrem Wohnumfeld und Stadtteil aktiv auseinanderzusetzeund. Sie steht für die Förderung von Zentrenbildung und Nachbarschaft zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls. Dafür findet etwa ein Workshop mit dem Projekt 7000 Bänke statt – Jede*r kann eine Bänker*in werden.
Künstlerisches Handeln im öffentlichen Raum
Ob Filmvorführung, Tanz, Musik, Pop-Up-Solarkochen, soziokulturelle Diskussion oder Geschichten erzählen, jede Nutzung schliesst auch die agierenden Künstler*innen oder sozialen Gruppen ein, die sich auf die Performance des Aufbaus der Membrankonstruktion einlassen wollen, die als Erweiterung menschlicher Körper und kollektives Werkzeug gedacht ist. Sie kann von wenigen Menschen in kürzester Zeit auf-, um- und wieder abgebaut werden. In dieser ortspezifisch agierenden Performance des „tragenden Aktes“ gehen sie auf die unmittelbare Dynamik des „hier und jetzt“ ein. Sie manifestieren sich in einem singenden, sprechenden, tanzenden Bauwerk.
FRIEDERIKE taucht zwischen 14. September und 6. Oktober an der U3 Kendlerstrasse, auf der Wolfersbergwiese, bei der S-Bahnstation Breitensee, am Collinplatz und am Matznerplatz auf und vermittelt ungewohnter Perspektiven auf den eigenen, vermeintlich vertrauten Stadtteil.
Das Projekt ist Teil einer Initiative der Wiener Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler und wird gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien MA7 Stadtlabore. Es wird unterstützt durch die Universität Für Angewandte Kunst Wien, Abteilungen Kunst und kommunikative Praxis (KKP) und Social Design.
PROGRAMM FRIEDERIKE 14.09.- 06.10.
1. Intervention
KendlerStr./Steinbruchstr. 14.09. 19.00-22.00h
bei Schlechtwetter am 19.09.
19.00 -19.30h Aufbau / Konzert
19.30 -20.00h Eröffnungsworte
20.00 -20.30h Ballhausen Intro
20.30 -21.20h Stummfilm Projektion mit Live Musik
21.20h 21.50h Abbau / Konzert
2. Intervention
S-Bahnstation Breitensee: 22.09. 13.00 -16.00 h
13.00-13.30h Aufbau / Konzert
13.30 -15.30h Storytelling und Gespräche über neue öffentliche &
kulturelle Räume im Bezirk mit Überraschungsgästen
14.30 -15.00h Konzert Wienerlieder Stari
15.30 – 16.00h Abbau / Konzert
Slacklining durchgehend
3. Intervention
Collinplatz/ Hanusch Krankenhaus 27.09. 13.30 – 17.00h
13.30 -14.00 h Aufbau / Konzert
14.00-14.45 h ZAK RAY’s Flying Poetry Service
15.00- 5.45 h W@lz Theater- Improvisation, Stein-Skulpturen
15.45- 16.30 h Storytelling
16.30 -17.00 h Abbau / Konzert
4. Intervention
Wolfersberg: 28.09. 13.00-16.30h
Bei Schlechtwetter Absage
13-13.30h Aufbau / Konzert
13.30 -15.00 Essen / Popup Solar kochen für Eltern u Kinder Irene Lucas
14.30h -15.15h Konzert Wienerlieder Stari
15.15 – 16.00 storytelling
16.00 – 16.30h Abbau / Konzert
5. Intervention
Matznerpark: 05.10. 13.00 – 17.00h
13.00 -13.30 h Aufbau / Konzert
13.30 – 15.30h Essen / Popup Solar kochen für Eltern u Kinder , Irene Lucas,
Gewürze und Gemüse Gemeinsschaftsgarten Matznerviertel
7000 Bänke Workshop
Esther Strauss Intervention Friedhof
14.30 – 16.30h Parkouring Workshop
15.30 – 16.30h Storytelling
16.30h-17.00h Abbau / Konzert
Slacklining durchgehend
6. Intervention
Matznerpark 06.10. 14.30-17.30h
14.30 -15.00h Aufbau / Konzert
15.00 -16.00h Storytelling
Esther Strauss Intervention Friedhof
16.00-17.00h Crazy Coffins Konzert
17.00 -17.30h Abbau / Konzert
Slacklining kontinuierlich
Pavel Naydenov
ZUM CHOR
Einen Chor zu starten ist ein Vergnügen – aber auch eine Herausforderung. Ein Chor ist eine Manifestation kollektiver Arbeit. Der Chor als soziale Gruppe weist alle Aspekte der sozialen Struktur auf und Jede und Jeder versucht aktiv ihren/seinen Platz in diesem Puzzle zu finden. Und doch ist ein Chor mehr als nur eine Gruppe von Leuten, die sich zusammenfinden. Es geht darum, wie etwas durch kollektives Investieren von Zeit, Fähigkeiten und Vertrauen realisiert werden kann.
Die Wurzeln chorischer Musik liegen in folklorischen, kollektiven, künstlerischen Praktiken. Zu früheren Zeiten kamen Menschen zusammen um zu singen. Sie besangen das Wetter, die Jahreszeiten, sangen über bedeutsame Lebens – Geschehnisse wie Geburt und Tod und es gab Gesänge die vor Unglück beschützen. Später entwickelten sich mit der Industrialisierung dann Arbeiter-Lieder und Stadt-Lieder.
Der mächtigste Wert des kollektiven Singens besteht im Zusammenbringen von Menschen. Und über die Lust am Musizieren werden die Teilnehmenden so frei, ihre eigene Stimme zu erheben und freuen sich am Zusammensein mit Freunden in einer anregenden, künstlerischen Atmosphäre.
Und wie steht es mit zeitgenössischer, chorischer Musik? Wie weit sind wir damit? Schaffen wir es, gemeinsam zu singen, unsere Differenzen zu vergessen und mehr auf die Dinge zu blicken, die uns belasten und das Leben erschweren?
Konzertantes Aufbauen und Abbauen von Friederike gemeinsam mit Wolfgang Staribacher
Ausgang U3 KendlerStr./Steinbruchstr.
14.09. 19.00 – 19.30h Aufbau / Konzert
21.20 – 21.50h Abbau / Konzert
S-Bahnstation Breitensee/Zazka-Platz
22.09. 13.00 – 13.30h Aufbau / Konzert
15.30 – 16.00h Abbau / Konzert
Collinplatz/ Hanusch Krankenhaus
27.09. 14.00 -14.30 h Aufbau / Konzert
17.00 – 17.30 h Abbau / Konzert
Wolfersberg:
28.09. 13.00 -13.30 h Aufbau / Konzert
16.00 – 16.30h Abbau / Konzert
Matznerpark:
05.10. 13.00 -13.30 h Aufbau / Konzert
16.30h-17.00h Abbau / Konzert
06.10. 14.30 -15.00 h Aufbau / Konzert
17.00 – 17.30 h Abbau / Konzert
Programmtexte:
Thomas Ballhausen
Wundertüte der Stummfilmgeschichte: getanzte Werbeeinschaltung, erträumte Stadtlandschaft
Mobile Architektur braucht ein entsprechendes filmisches Programm, um Fragen von Urbanität und Kultur angemessen zu reflektieren: Das zusammengestellte Programm, eine kleinteilige Wundertüte aus der anglo-amerikanischen Stummfilmgeschichte, ist ganz der Auseinandersetzung mit Materialität und Geschwindigkeit verpflichtet. Die genreübergreifende Zusammenstellung, die von der charmanten Romanze bis zum Western reicht, von der getanzten Werbeeinschaltung bis zur Auseinandersetzung mit erträumten Stadtlandschaften, korrespondiert dabei mit der einzigartigen Aufführungssituation performativer Architektur. Projektionsfläche und projiziertes Material verbinden sich, ohne mediengeschichtliche Aspekte zu unterschlagen, zu einem unterhaltsamen Angebot, das einen perfekten Auftakt für die Veranstaltungsreihe darstellt und gleichzeitig an die mobile Gründerzeit der Lichtspiele als Wanderkino erinnert.
Die ungewöhnliche Auswahl historischer Kurzfilme entspricht sowohl dem städtischen (Aufführungs-)Raum in der Nachbarschaft der Breitenseer Lichtspiele, Wiens ältestem Kino, wie auch den eingängigen Programmstrategien der Stummfilmzeit. Die gegenwärtige musikalische Annäherung und die ambulante Raumstruktur des Projekts erlaubt eine Aktualisierung einzigartigen filmischen Materials.
Ausgang U3 KendlerStr./Steinbruchstr. 14.09. 19-22h
Wolfgang Staribacher
Wienerlieder mit Schuss
Ich kümmere mich um die großen Melodien dieser Stadt, von Mozart bis Zawinul, von Hodina bis Heller, von Falco bis Qualtinger. Und auch die schönsten Wienerlieder:
gründlich entstaubt, tiefer gelegt, umlackiert – gnadenlos groovy – mit radikalen Reharmonisierungen, die melodisch erleuchtete Improvisationslines ermöglichen.
Und meine eigenen Lieder …
„Wean, nur de Hälfte deiner Chuzpe hätt´ i gern,
und dass ma ewig d´Schrammeln singen hör´n,
mit die Äugerl voller Stern …“
S-Bahnstation Breitensee/Zazka-Platz 22.09. 14.30h
Wolfersberg: 28.09. 14.30h
ZAK RAY’s Flying Poetry Service
Das Gedicht ist die kürzeste, dichteste, älteste Art der Dichtung die wir kennen.
Und viele Gedichte handeln von dem was uns allen gemeinsam ist und uns unmerklich umgibt und bestimmt: die Landschaft, das Wetter, die Stimmung.
Was liegt in der Luft? Und wie ändert sich die Lage und der Ort, so dass etwas anderes in der Luft liegt?
Auch am Rande der Stadt überlagern sich Welten der Erfahrung und der Sprache und bilden viele Räume an einem Ort, viele Reisen von Ort zu Ort.
Dieser poetische Dienst verbindet Gedichte mit dem Wetter des Tages und hilft bei ihrer Übersetzung.
Die Grundlage bilden auf die Erfahrung der Natur bezogene Gedichte von Keats, Hölderlin und Haikus aus Japan.
Doch kann das Publikum auch selbst Verse und Gedichte für Vortrag und Übersetzung vorschlagen.
Collinplatz 27.09. 15.00h -15.45 h
Irene Lucas
EXPANDED GARDEN_SOLAR LABOR: Pop-up Solar-Kochen – Erst mal Schokolade
Die Sonne liefert die Energie, wir schneiden Gemüse und Salat, machen Kräuterwasser bereit und decken gemeinsam auf. Das Funktionsprinzip des Solarofens stellen wir anhand lustvoller Miniprojekte wie Schokolade Schmelzen vor, um dann zum Beispiel Früchte einzutauchen.
Der Solar Popup Workshop Hit : parallel zum Kochen die eigene kleine Solarbox in Eigenproduktion. Selbst gebaut mit Recycling Materialien .
Vom wiener zum türkischen Kafee, vom Tee zur Suppe, von Kräuterkeks, über Couscous oder (Pizza) Brot bis zur Paella: Im Pop Up Solar-Labor wird gekocht! Interessierte lernen zwei Solar-Kochgeräte kennen und lassen sich das spezielle Slow Food schmecken. Die Solargäste experimentieren natürlich auch mit eigenen Rezepten – und mit Zutaten aus eigenem Anbau.
Wolfersberg: 28.09. 13.30h- 15.30h
Matznerpark 05.10. 13.30h -16.00h
Workshop 7000 BÄNKE,
7000 Bänke haben Großes vor. 7000 ist zunächst eine symbolische Größe ( Joseph Beus lässt grüßen) – „Jeder Mensch ist ein Bänker.”,sagen wir, denn: alle nutzen sie, die Bank und könn(t)en eine bauen, zumindest mit Hilfe. Als Symbolobjekt steht sie, am besten gemeinsam genutzt für Teilhabe am öffentlichen Raum schlechthin.
Trotzdem: warum so viele Bänke? In Wien gibt es nur in 2 von10 Straßen überhaupt Sitzgelegenheiten ohne Konsumzwang. Dieser eklatante Mangel ist gerade für Menschen mit körperlichen Einschränkungen ein großes Problem. Aber ganz generell: Der Zustand ist eine “Bank-rott -Erklärung” an den gemeinsam ge- und belebten öffentlichen Raum. Nur dort wo man gut und gerne verweilen KANN, wird man das auch tun!
Deswegen bauen wir gemeinsam mit Initiativen, Vereinen, Gestalter*innen und allen interessierten Bürger*innen des 14. Bezirks, die sich für einen positiven Stadtwandel einsetzen Bänke für den öffentlichen und halb-öffentlichen Raum ( z.B. Hinterhöfe oder Hauseingänge).
https://7000bänke.wien/
Matznerpark 05.10. 13.30h -16.30h
urban playground
Parkour & Slackline Workshop
Der öffentliche Raum als Spielplatz kreativ gesetzter Bewegung: Architektonisch definierte und natürlich vorgegebene Bewegungsabläufe werden radikal verändert, Hindernisse durch spontan kombinierte Routen mittels persönlicher Bewegungskombinationen effizient überwunden. Parkouring ist eine Art der Fortbewegung, welche die natürliche Umwelt und den bebauten Raum beobachtet, neu vermisst und die entstehenden Landkarten physisch interpretiert.
Beim Parkour Workshop geht es in erster Linie darum, sich und den eigenen Körper durch eine Kombination aus körperlichen, technischen und mentalen Herausforderungen kennen zu lernen. Was könnnen wir uns selbst zutrauen und wo sind unsere Grenzen?
Als Hindernisse dienen verschiedene Objekte, die überwunden werden. In dieser wettkampflosen Trainingsmethode setzen die persönlichen Fähigkeiten den Rahmen und Ausgangspunkt. Fortschritt ist das Ziel und die Überwindung von Hindernissen die Herausforderung.
Mit Hilfe einer Slackline werden zum Ausgleich Balance und Konzentration geschult.
www.urban-playground.at
Matznerpark 05.10. 14.30h -16.30h
Esther Strauß Intervention als Mitmach-Labor am Penzinger Friedhof
„Wir wissen wenig über die vielen Menschen, die auf unseren Friedhöfen liegen. Ihre Gräber verweisen auf ein Leben, das ein Geheimnis bleiben muss. Ihre Namen aber wecken unsere Vorstellungskraft. In unserem Labor wollen wir üben, etwas für eine Unbekannte, einen Unbekannten zu tun. Wir besuchen die Gräber des Penzinger Friedhofs im Matznerpark und versuchen über kleine Rituale Kontakt zu den Menschen herzustellen, die vor uns kamen, die heute vielleicht schon vergessen sind. Für sie entwickeln wir kleine Gesten der Wertschätzung: Wir bepflanzen ein verlassenes Grab mit frischen Blumen, wir singen einem Verstorbenen ein Lied, wir suchen gemeinsam nach neuen Wegen, dem Unbekannten nahe zu sein.“
(keine Erfahrung mit Kunst notwendig um an dem Labor teilzunehmen – alle sind gleichermaßen herzlich zur Teilnahme eingeladen.)
www.estherstrauss.info
Matznerpark 05.10. 13.30h -16.30h
Matznerpark 06.10. 15.00h -16.00h
Big Band
Crazy Coffins
Die Crazy Coffins sind eine BigBand aus der Sargfabrik im 14.Bezirk.
Unter der Leitung von Georg Graf spielen die Youngstars Hits und Grooviges der letzten 100 Jahre mit Schwerpunkt Funfaktor. Big Band Classics von Duke Ellington biss Dizzy Gillespie, Soulfood von Aretha Franklin und James Brown, AllTimeHits von Stevie Wonder bis Bruno Mars und Nachahmenswertes von Tower of Power und Blood, Sweat and Tears uvm. bilden das abwechslungsreiche Programm, das die Konzerte der CC stets zum üppigen Fest werden lässt.
Matznerpark 06.10. 16.00h -17.00h