SUPERSUIT : TEST ON SITE
Bringe den SUIT um 10 zu Rosa, die gemeinsam mit einer Kollegin zusätzliche Laschen anbringt und andere Modifikationen erledigt. Um 14 Uhr schneiden wir die letzten Fadenreste und ich mache mich auf den Weg zum Ver:schwender, dem Workspace am Schwenderplatz. Gefühle, die zwischen freudiger Aufgeregtheit und Panik ausschlagen. Wie wird sich der Anzug draussen verhalten, im Freien bei Wind?
Angekommen schraube ich die Gestänge zu 3 m Länge, also doppelte Stangenlänge und trage sie zwischen parkenden Autos hinduch hinaus auf den Platz. Mit zwei Stoffbändern von Rosa fixiere fixiere ich sie auf etwa 2.50 m und klappe sie dann zu einer Zelt -oder Pyramidenform auf. Sie vibrieren, finden aber Halt auf dem Asphalt. Einer Gruppe türkischer Männer beobachtet mich. Als ich schliesslich den Anzug wie einen Vorhang an den neuen Schlaufen an die lange Stange zu hängen versuche, die sich bedrohlich tief durchbiegt, löst sich einer von seinen Kollegen und hilft mir, stützt, wo das Gewicht angreift. Ich ziehe den Stoff auseinander, beinahe wie ein Vorhang wirkt er nun und glücklicherweise kommen noch zwei Kollegen zur Unterstützung, der Wind hat zugenommen füllt den Stoff zuerst zu einem prallen Bauch, lässt ihn dann flattern. Es gelingt, ihn mit weiteren Stangen zu stabilisieren. „Er kommuniziert!“, denke ich, „ohne Worte oder Bitten stehe ich mit mir völlig Unbekannten vor dem fragilen Gerüst mit dem entfalteten SUPERSUIT im Wind. Dieser wird böig, und nach einiger Zeit, ich bin wieder alleine, beginnen meine Stützdreifüsse zu wandern und schliesslich nach einem besonders heftigen Windstoss stürzt erst das eine, und als ich Stangen und Stoff zu ordnen versuche, das andere um. Zwei Dinge gehen mir durch den Kopf: „Du wirst es kaum schaffen, das Teil alleine aufzustellen“ und „Das ist kein Problem, im Gegenteil, das ist gut so“.
SUPERSUIT ist tatsächlich ein urbanes Kommunikationstool. Eine Einladung, sich zu beteiligen oder einfach zu Schauen. Blicke. Eine ältere Frau bleibt stehenund beobachtet von der höhergelegenen Strasse herunter. jemand schiebt Vorhänge zur Seite, jemand kommt auf den Balkon heraus, ein Mädchen spielt, setzt sich mit der Mutter auf die Bank auf der Rückseite, ich habe inzwischen mit Jack Platz getauscht und hole die Fotokamera. Der SUIT kommuniziert ( sich ) selbst, und als Träger kann ich diese Kommunikation verstärken und moderieren.
Ich mache einen zweiten Versuch, docke an eine Strassenlampe an und zurre sowohl Dreifuss wie das eine Ende des Suits an, ziehe den Anzug dann auf – und bleibe stehen, stütze die „Vorhangstange“, warte, ermüde, lege die Stange auf dem Kopf auf, warte, stemme mich gegen den Wind, stehe und warte weiter. Nach einer halben Stunde kommen Jack und Sabina, die als Gäste beim Science Fiction im Park-Festival einen Abend mitgestalten werden. Zu dritt wird der SUIT fertiggebaut, mit zusätzlichen Stangen gestützt. Beim Versuch, einen Halbkreis zu formen, knickt die tragende Stange an den Bohrlöchern und bricht. Eine Materialgrenze ist überschritten. Gut zu wissen.