SUPERSUIT & CONNY ZENK : SUPER SYNCHRONISATION !
Das Staunen, das Fragen, als Ausgangspunkt des Handelns – es hat sich jeden Abend bei „Science Fiction“ jemand gefunden, der eine Frage stellt; nach dem Anzug, nach dem was ich damit vorhabe. Und meistens hat die darauf folgende Kommunikation dazu geführt, dass ich notwendige Unterstützung für Aufbau und Handling des Suit bekommen habe. Diesmal ist es ein Junge, der blinkende Turnschuhe trägt und mit seinem Onkel beim Würstelstand steht. Er ist überzeugt davon, dass ich fliegen werde. Ich sage, dass ich es versuchen möchte, dass es aber sehr schwierig sei und wir nicht enttäuscht sein sollten, wenn es misslingt. Spontan hänge ich die Frage an, ob er Lust hätte, mir dabei zu helfen. Er ist begeistert, sein Onkel weniger, aber nachdem ich ihn als Co-Unterstützer ebenfalls einlade, ist er dabei. „ Wenn der Junge dafür ins Internet kommt“, meint er. „Internet“ hat für ihn etwa den medialen Stellenwert, den bislang „Fernsehen“ eingenommen hat. Warhol´s „minutes of fame“ haben sich in ein neues, Aufmerksamkeit spendendes Medium verlagert.
Der Batmancomic endet, und mit Beginn des Supersuit-Trailers stehen wir vor der der Menge, die heute angesichts des warmen Wetters und das herrschende Wochenende gross ist wie kaum zuvor. Ein Publikum das sehr direkt ist in seinen Reaktionen: „ Was soll das ?“, kein Kunstpublikum, aber ein Publikum, das doch eine Offenheit mitbringt, bereit ist, sich überraschen zu lassen und auch grosszügig genug, dem was passiert eine Chance zu geben. Ich improvisiere Flugformen, vibriere, versetze die gesamte, mit mir verbundene Anzugsfläche in Schwingung, löse mich dann langsam aus dem Jackett, das als Verweis leer zurückbleibt. Die Blicke folgen, das Konzert aus Projektionen, sich wölbenden Formen des Suits, aus Bewegung und Sound greift. Ich verschwinde kurzzeitig hinter der aufgespannten Fläche, hole die dort im Gras deponierte von Niki Passath designte LED- Lampe und lasse die Screen nun auch von hinten leuchten. Die Schatten der Köpfe des Publikums, die Lichter und Schatten von Conny Zenks live gesteuerten Projektionen und mein eigener Schatten im Kegel der Lampe verbinden sich zu einem dichten Geschehen. Die Möglichkeit, sich selbst einzubringen, mit dem eigenen Schatten mitzuspielen wird sofort erkannt und fröhlich eingesetzt. Nun „belichte“ ich mit der Lampe die Köpfe der Zusehenden, gehe die gesamte Breite des aufgefalteten Suits ab, setze die Motorradbatterie, auf der die LED –Fläche angebracht ist zu Boden und schaffe so eine beleuchtete Fläche, die direkt an den Suit anschliesst: Meine Instant-Bühne, der Ort für eine Realtime- Bewegungs-Komposition – ich reagiere auf den Raum , lote ihn aus. „ Völlig losgelöst…“ die Melodie des alten New Wave Schlagers aus der Zeit, als deutsche Texte noch seltener waren im Popgeschäft schiesst mir durch den Kopf. Losgelöst vom Anzug, bewege ich mich frei im Raum, den er markiert. Vielleicht nahe einem Zustand des Fliegens. Schliesslich verlasse ich den Lichtkegel, beginne wieder vor der Projektion zu agieren, nähere mich dem überdimensionalen Abbild der Rosette, die ähnlich einem Followspot einen Kreis aus Licht schneidet, tanze mit meinem Schatten, bis die Projektion erlischt. Applaus für meine Helfer und mich.
Auf dem Weg zurück zum Container kommt aus dem Dunkel ein älterer Mann auf mich zu, schwankend, zeigt mit dem Finger auf mich. Möchte etwas sagen, verheddert sich mit den Worten, bleibt stehen, konzentriert sich und meint dann: „ Vorher,…, das alles… „ weist auf den Anzug, „Super Synchronisation,…, echt, super Synchronisation!“
Fotos: Klaus Kern