SUPERSUIT & SERGE CLOTTEY / MAT HURTL
Die Einsätze des Suits werden sehr unterschiedlich gelesen: Textilleute betrachten den Supersuit als textile Produktion, performanceorientierte als ein Performance-Tool, im filmischen Kontext wird eher die Möglichkeit, selbst Screen zu werden betrachtet, für Architekten spielt die Raumdimension, die durch den Suit kreiert wird eine Rolle, Urbanisten sehen ihn am ehesten als raumschaffendes und raum-interpretierendes Element, eine Art bemanntes Stadtmobiliar, das sehr mobil und flexibel zu agieren vermag. Die eigentliche Qualität seiner hybriden Einsatzmöglichkeiten und die vielfältigen Kommunikationspotentiale, die er birgt werden aufgrund linearer Betrachtungsweisen bislang kaum thematisiert.
Den Supersuit Interventionen bei Science Fiction im Park liegt die Idee des Andockens an unterschiedliche, mediale Formate zugrunde. Meine Performance verändert und verlagert sich ein Stück weit ins Vorfeld, in eine kuratorische Rolle. In den resultierenden Improvisationen bin ich manchmal „nur“ der Gastgeber, der Einladende, der einen Raum (er-)öffnet.
Mit dem Satz „Viel Spass beim Scheitern“ verabschiedete sich anlässlich der ersten Einsätze von SUPERSUIT leicht ironisch ein Kollege, der mitbekommen hatte, wie schwierig das Handling des Anzugs in seiner entfalteten Dimension für mich war.
Die Angst davor habe ich allerdings zunehmend verloren und bemerkt, dass zwar Schwierigkeiten auftauchten, dass die improvisatorische Auseinandersetzung damit zwar manchmal herausfordernd sein konnte, mich jedoch immer auch um neues Wissen um das Material und seine Möglichkeiten bereicherte. Insofern hat jeder Einsatz einen experimentellen Charakter, kann als Teil einer laborhaften Auseinandersetzung betrachtet werden. Eine wichtige Intention der improvisatorischen Interventionen ist immer das Streben nach einer Kommunikation auf Augenhöhe.
Nichtsdestoweniger einige Schrecksekunden zu Beginn der Performance mit Serge Clottey, einem ghanaischen, bildenden Künstler. Die Lampen, welche hinter der Screen aufleuchten sollten und eine Situation von Schattentheater installieren, haben den kurzen Transport zwischen Projektionscontainer und Screen nicht überstanden. Das darauf ausgerichtete dramaturgische Konzept ist plötzlich unmöglich zu realisieren und damit obsolet. Immerhin gelingt es schnell, einem Techniker zu signalisieren, dass wir dringend Licht benötigen. Wir drehen also den Raum um 180 Grad, ein junger Mann, den Serge zuvor beim Slacklinelaufen kennengelernt hatte, hilft uns dabei, performt über die gesamte Dauer mit. Serge, der zuvor sein Gesicht mit weissen Tupfern und einer Art Fadenkreuz geschminkt hat, bringt seine Holzskupturen ins Spiel, spielt mit der Materialität des Suits und fordert ihm bislang unbekannte Qualitäten ab. Wellenformen wabern durch Stoff und Stahlfedern, zu dritt lassen wir zum elektronischen Sound von Mat Hurtl den SUPERSUIT fliegen, drehen uns im Kreis. Nach einer spiralförmigen Bewegung umfängt uns der Stoff, und wir enden im Zentrum als spitz zulaufende skulpturale Anordnung, die einem auf die Spitze gestellten Kegel ähnelt.
Fotos: Conny Zenk